Geschichte von Rettigheim
( Gemeinde Mühlhausen )
Rettigheim ist ebenfalls wie Mühlhausen 1200 Jahre alt, erscheint im Schenkungsbuch des Klosters Lorsch erstmals 788 und zwar als Radincheim bzw. Reddicheim. Der Name dürfte wohl von Radig herrühren. Man vermutet in ihm den ersten Ortsbürger. Wieviel verschiedene Schreibweisen der Ortsname erfuhr, ist nicht bekannt. Da der Kraichgau weit früher besiedelt war, dürfte auch hier die erste Ansiedlung weit vor der ersten urkundlichen Erwähnung liegen.
Im 12. Jahrhundert wurde der Ort von Graf Bruno von Laufens an das Kloster Odenheim als Klostergut übergeben. 1338 ging die hohe Gerichtsbarkeit an Bischof Gerhard von Speyer, um dort rund 500 Jahre zu verbleiben. 1622 waren 14 Hofraiten dem Bischof zinspflichtig, die Leibeigenschaft herrschte vor. Im Jahre 1721 gab es nur zwei Leibeigenschaftsfreie im Dorf. Es waren schon um diese Zeit Auswanderungen vermerkt, die angeblich durch die Ungerechtigkeit der Amtsleute hervorgerufen wurden.
Ortsmitte Rettigheim im Jahr 1930
Neben der Verstrickung in den Bauernkrieg brachte im 17. Jahrhundert der 30jährige Krieg auch in diesem Ort viel Elend und Not. Hunger und Seuchen trugen ihren Teil noch dazu bei. Es verwundert nicht, daß1645 (also 3 Jahre vor Kriegsende) nur noch 10 Erwachsene im Ort lebten. 1784 erbaute die Gemeinde ein Rat- und Wachthaus. 1823/24 folgte die Einrichtung der katholischen Kirche, welche 1956 erheblich erweitert wurde. In der Ortsmitte finden wir um die Kirche noch gut erhaltene und zwischenzeitlich restaurierte Fachwerkhäuser.
Der Rebenanbau war auch in diesem Ortsteil eine wichtige Ertragsquelle. In der Urkunde von 1546, nach der Konrad von Helmstadt für 2300 Gulden die Ortsherrschaft von Rettigheim erwarb (mit sofortigem Weiterverkauf nach Speyer) ist bereits von einer Kelter die Rede. Heute umfasst die Rebfläche rund 20 ha und wird meist im landwirtschaftlichen Nebenerwerb bewirtschaftet.
Quelle: www.muehlhausen-kraichgau.de